Allgemeine Zeitung | 01. Februar 2018 | Von Maike Hessedenz
„Du hast schee Kostüm. Ich hab Uniform. Du hast Eintrittskarten. Ich hab Uniform.“ Und zwar nicht irgendeine: Der Song, der dem Trupp rotgewandeter fescher Herren gerade in den sozialen Medien zigtausende Klicks verschafft, verhilft der Mainzer Prinzengarde zu neuer Popularität. Und das ganz ohne Tusch, Täterä und Bruckerlager-Marsch.
MAINZ – „Du hast schee Kostüm. Ich hab Uniform. Du hast Eintrittskarten. Ich hab Uniform.“ Und zwar nicht irgendeine: Der Song, der dem Trupp rotgewandeter fescher Herren gerade in den sozialen Medien zigtausende Klicks verschafft, verhilft der Mainzer Prinzengarde zu neuer Popularität. Und das ganz ohne Tusch, Täterä und Bruckerlager-Marsch. Stattdessen mit brennenden Tonnen, Poser-Szenen und Polizeisirenen. An Selbstbewusstsein mangelt’s den Gardisten nicht: verspiegelte Sonnenbrillen, Ghetto-Flair, rotzfrecher Rap.
Das einzige, was an die Garde erinnert, sind die roten Uniformen. Und mit denen geht’s durch Fabrikhallen, per Motorboot und Wakeboard über den Rhein und ins Weinhaus Wilhelmi. „Prinzengard’ ist weltweit im Kreppelesse’ erster, Prinzengard’ hat Nusstörtcher im Café Gerster.“
Persiflage von Böhmermanns „Ich hab Polizei“-Video
Das Erfolgsrezept des echt schrägen Musikvideos: Sich selbst und die Fastnacht einfach mal nicht so ernst nehmen. Mit der Geburt der Fastnight im Jahr 2014 ist in der Prinzengarde eine neue Generation ins Rampenlicht gerückt, die sich traut, was in früheren Jahren womöglich undenkbar gewesen wäre. Sieben „Rot-Rock-Rapper“ persiflieren das Böhmermann-Video „Ich hab Polizei“ – schon die Welturaufführung vor wenigen Tagen zum Finale der Fastnight war umjubelt.
Bereits im Sommer haben die Gardisten mit dem Dreh begonnen, berichten Andreas Bockius und Dr. Florian Sitte, zwei der Ideengeber, Darsteller und Sänger von „Ich hab Uniform“. 3:27 Minuten dauert die Party, die sich per Klick auf der Facebook-Seite der Mainzer Prinzengarde abspielt. „Wir haben im Leben nicht damit gerechnet, dass das so gut ankommt“, sagt Andreas Bockius. „Das zeigt, dass auch das Fastnacht sein kann. Und es macht junge Leute, die bislang nichts mit Fastnacht zu tun hatten, auf die Mainzer Tradition aufmerksam“, sagt er.
Als es im vergangenen Jahr erstmals eine Großleinwand bei der Fastnight gegeben habe, seien sie auf die Idee eines Videos gekommen, erzählt Dr. Florian Sitte. Und die sei jetzt mit allen Konsequenzen umgesetzt worden.
Selbstironie sei kein Affront gegen die Tradition
Rap und Selbstironie sei dabei keinesfalls ein Affront gegen die Tradition, ganz im Gegenteil, betont er. „Wir sind alle Traditionalisten, schwören auf die klassische Saalfastnacht und die Straßenfastnacht.“ Mit derlei ungewöhnlichen Aktionen gelinge es aber vielleicht auch, die Nicht-Fastnachter für die Fastnacht zu gewinnen.
Auch Martin Heininger, ein weiterer Rot-Rock-Rapper, bekennt sich zur Tradition und deren Persiflage: „Gerade die Garden haben es ja zur Aufgabe, das Militär zu persiflieren. Manche nehmen das aber wiederum so ernst, dass sie es geradezu verdienen, selbst auf die Schippe genommen zu werden.“ In der Prinzengarde herrsche seiner Meinung nach allerdings eine eher lockere Atmosphäre.
Weswegen sie wohl auch bei ausgefallenen Ideen auf den Rückhalt aus der Garde hoffen dürften, meint Florian Sitte. „Wir haben Narrenfreiheit“, sagt er. Und die sorgt in dem Fall für bislang über 40.000 Views auf Facebook.