Frankfurter Neue Presse | 15. Januar 2018 | Von Gisela Kirschstein

Sie sind bekannt als Autobauer und Unternehmer: die Familie von Opel. Doch in Mainz kennt man die Opels noch anders: Jeanette von Opel ist Kommandeurin der Mainzer Prinzengarde. Als einzige Frau unter 350 Männern.
„Mein Vater Carlo von Opel war Fastnachtsprinz, 1962“, erzählt Jeanette von Opel. Keine Frage: Die 35-Jährige ist ein echtes Fastnachtskind. Die Eltern lernten sich in der Fastnacht kennen, Jeanette selbst wurde an einem 11.11. in Mainz geboren – was soll man da werden, wenn nicht Fastnachterin? Seit dem 1. Januar 2015 ist Jeanette von Opel Kommandeurin der Mainzer Prinzengarde – als einzige unter 350 Männern.

Sie tritt dabei in große Fußstapfen: Ihre Oma Irmgard von Opel war ebenfalls Kommandeurin der Mainzer Prinzengarde, einer der ältesten Mainzer Fastnachtsgarden. Bekannt war Irmgard von Opel eher als Unternehmerin und als Springreiterin: Die Enkelin des Firmengründers Adam Opel war in den 1930er Jahren die wohl beste Springreiterin der Welt, 1934 gewann sie als erste Frau überhaupt das deutsche Springderby.

1934 erwarb Irmgard von Opel das Hofgut Petersau bei Frankenthal in der Pfalz, hier gründete ihr Sohn Carl von Opel 1962 die Firma Chio Chips – zur Verwertung der familieneigenen Kartoffelernte. Hier, auf der Petersau, wuchs auch Enkelin Jeanette auf, seit dem Jahr 2000 hat sie die Leitung des Hofguts übernommen.
„65 Pferde stehen hier, davon 25 eigene“, erzählt Jeanette, „es ist eine Mischung aus Zucht, Sport und Ausbildung“. Jeanette machte eine Ausbildung zur Pferdewirtin, 15 Mitarbeiter hat das große Hofgut. „Die Mitarbeiterführung, das ist eigentlich das anstrengendste“, sagt Jeanette, die Belohnung: „Ein tolles Team!“

So bleibt nebenher noch Zeit für die Fastnacht, und natürlich findet die für Jeanette in Mainz statt. „Meine Mutter ist gebürtige Mainzerin und war 1974 Fastnachtsprinzessin“, erzählt Jeanette, sie selbst war von klein auf Mitglied der Gonsenheimer Füsiliergarde. Etwa zwei Dutzend Fastnachtsgarden gibt es in Mainz, entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts als Parodie aufs preußische Militär. Mainz war im 19. Jahrhundert Festungs- und Garnisonsstadt, das Militär allgegenwärtig – und wurde so zum Spottobjekt der Fastnachter.

Heute sind die Garden Grundpfeiler der Mainzer Fastnacht, neben Trommler- und Musikkorps wird hier auch viel soziale Arbeit geleistet. In der 1884 gegründeten Prinzengarde gibt es daneben auch ein Reiterkorps, „deshalb ist es bei uns ganz wichtig, dass die Kommandeurin reitet“, erklärt Jeanette. Zwei Mal rückt sie an Fastnacht mit dem Reiterkorps zum Umzug aus, einmal an Fastnachtssonntag zum Gardeumzug samt anschließender närrischer Rekrutenvereidigung, und dann natürlich am Rosenmontag.

„Es ist wunderschön, den Umzug mitzureiten“, schwärmt Jeanette, „man ist ein bisschen höher, sieht viel, ist trotzdem nah dabei.“ Anspruchsvoll ist der Ritt durch die wogende Menge aber auch: „Da erschrickt schon mal ein Pferd“, weiß Jeanette, das gefährlichste aber sei das rutschige Kopfsteinpflaster in der Altstadt.

#Rund zehn Einsätze hat die Kommandeurin in der Fastnachtskampagne ansonsten, das Amt ist vor allem repräsentativ. „Es ist ein riesengroßer Kreis, der ein Hobby teilt“, erklärt sie, „und ob einer Handwerker ist oder Rechtsanwalt, das spielt keine Rolle.“ Und während die Männer rote Uniformen tragen, trägt die Kommandeurin leuchtendes weiß. 350 Mitglieder hat die Mainzer Prinzengarde, ausschließlich Männer, wie bändigt man die? „Ach“, lacht Jeanette, „da wird man auf Händen getragen.“

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